03/09/2020
In einer Welt, in der der freie Zugang zu Informationen und die Meinungsfreiheit zunehmend unter Druck geraten, spielt die Arbeit von Organisationen, die sich für diese Grundrechte einsetzen, eine entscheidende Rolle. Reporter ohne Grenzen (ROG) ist eine solche Organisation – ein globales Netzwerk, das sich unermüdlich dem Schutz und der Förderung der Presse- und Informationsfreiheit verschrieben hat.

Die Organisation wurde 1985 in Frankreich unter dem Namen Reporters Sans Frontières gegründet. Der deutsche Zweig, Reporter ohne Grenzen e.V., ist seit 1994 von Berlin aus aktiv. Obwohl die deutsche Sektion organisatorisch und finanziell eigenständig agiert, ist sie ein integraler Bestandteil des internationalen Netzwerks mit Hauptsitz in Paris. Dieses globale Geflecht aus über 150 Korrespondenten sowie Sektionen und Büros in Ländern wie Belgien, Brasilien, Deutschland, England, Finnland, Frankreich, Österreich, Schweden, der Schweiz, Spanien, Taiwan, Tunesien, den USA und dem Senegal ermöglicht schnelle Informationen und Interventionen überall dort, wo die Pressefreiheit bedroht ist.
- Die Arbeitsweise: Recherchieren, Anklagen, Unterstützen
- Finanzierung und Vertrauen: Das DZI Spenden-Siegel
- Herausforderungen für die Pressefreiheit – Ein Blick auf Deutschland
- Forderungen und Lösungsansätze von Reporter ohne Grenzen
- Wie Sie Reporter ohne Grenzen unterstützen können
- Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Die Arbeitsweise: Recherchieren, Anklagen, Unterstützen
Reporter ohne Grenzen verfolgt einen mehrgleisigen Ansatz, um seine Ziele zu erreichen. Im Kern geht es darum, Verstöße gegen die Presse- und Informationsfreiheit weltweit zu dokumentieren und öffentlich zu machen. Dies geschieht durch die engagierte Arbeit von Korrespondenten, die vor Ort recherchieren, sowie durch die Auswertung und Dokumentation von Vorfällen.
Wenn Journalisten und ihre Mitarbeitenden in Gefahr sind, alarmiert ROG die Öffentlichkeit und setzt sich für deren Sicherheit und besseren Schutz ein. Die Organisation kämpft sowohl online als auch offline gegen Zensur, den Einsatz und Export von Überwachungstechnik sowie gegen restriktive Mediengesetze.
Ein besonders wichtiger Pfeiler der Arbeit ist die konkrete Unterstützung bedrohter Medienschaffender und ihrer Familien. Das Nothilfereferat von ROG konzentriert sich darauf, Hilfe in den Herkunftsländern der Betroffenen zu leisten, damit diese ihre journalistische Tätigkeit fortsetzen oder wieder aufnehmen können. Die Hilfe ist vielfältig und praxisorientiert:
- Ersetzen von zerstörter oder beschlagnahmter Ausrüstung.
- Übernahme von Anwaltskosten und Hinterlegung von Kautionen zur Haftverschonung.
- Ermöglichung medizinischer Behandlung nach Misshandlungen oder Anschlägen.
- Finanzielle Überbrückung bei Arbeitsverbot oder Entlassung sowie Unterstützung der Angehörigen.
- Spiegeln zensierter Webseiten, um den Zugang zu Informationen zu sichern.
- Aufklärung verfolgter Journalisten über Datenschutz und digitale Sicherheit.
Sollte es für Medienschaffende lebensgefährlich sein, in ihrem Heimatland zu verbleiben, bemüht sich ROG auch darum, ein sicheres Aufnahmeland zu finden.
Arbeits- und Länderschwerpunkte
Die Arbeit von Reporter ohne Grenzen erstreckt sich über verschiedene thematische und geografische Schwerpunkte. Zu den Arbeitsschwerpunkten gehören Bildung, Bildungs- und Kampagnenarbeit, Einzelfallhilfe, Flüchtlingsfürsorge, Menschenrechte und die Ukraine-Nothilfe. Geografisch konzentriert sich ROG unter anderem auf Brasilien, Deutschland, Mexiko und die Ukraine, ohne die weltweite Beobachtung und Unterstützung zu vernachlässigen.
Finanzierung und Vertrauen: Das DZI Spenden-Siegel
Die Arbeit von Reporter ohne Grenzen e.V. wird hauptsächlich durch Spenden und Mitgliedsbeiträge finanziert. Eine weitere Einnahmequelle ist der Verkauf ihres Fotobuchs. Im Bezugsjahr 2022 beliefen sich die Gesamteinnahmen auf über 5,5 Millionen Euro, wovon mehr als 3,4 Millionen Euro aus Sammlungseinnahmen stammten.

Vertrauen und Transparenz sind für eine Spendenorganisation essenziell. Reporter ohne Grenzen e.V. wurde das DZI Spenden-Siegel zuerkannt, was den Verein als förderungswürdig ausweist. Das DZI (Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen) prüft Organisationen auf die Einhaltung bestimmter Standards. ROG erfüllt die sieben Spenden-Siegel-Standards vollumfänglich:
Standard | Beschreibung |
---|---|
1. Satzungsgemäße Arbeit | Die Organisation handelt im Einklang mit ihren satzungsgemäßen Zielen. |
2. Leitung und Aufsicht | Die Führungsstrukturen sind angemessen, klar getrennt und wirksam. |
3. Werbung und Öffentlichkeitsarbeit | Informationen sind klar, wahr, sachlich und offen. |
4. Werbe- und Verwaltungskosten | Der Anteil ist angemessen (DZI-Maßstab: 10% bis unter 20%); Wirksamkeit des Mitteleinsatzes wird geprüft und veröffentlicht. |
5. Vergütungen | Die Gehälter berücksichtigen Gemeinnützigkeit, Qualifikation, Verantwortung und branchenübliche Rahmenbedingungen. |
6. Finanzdokumentation und -prüfung | Mittelbeschaffung, -verwendung und Vermögenslage sind nachvollziehbar dokumentiert und angemessen geprüft. |
7. Berichterstattung | Die Organisation berichtet offen und umfassend über Arbeit, Strukturen und Finanzen. |
Der Anteil der Werbe- und Verwaltungskosten von ROG wurde vom DZI als angemessen eingestuft, was bedeutet, dass ein Großteil der Spenden direkt in die Projektarbeit fließt.
Herausforderungen für die Pressefreiheit – Ein Blick auf Deutschland
Auch in einem Land wie Deutschland, das auf der Rangliste der Pressefreiheit relativ weit oben steht (Platz 10 von 180 Staaten im aktuellen Ranking vor der Veröffentlichung der Liste 2025 am 3. Mai 2024), sieht sich die Pressefreiheit wachsenden Herausforderungen gegenüber. Reporter ohne Grenzen dokumentiert und analysiert diese Entwicklungen.
Ein alarmierender Trend ist die Zunahme von Angriffen auf Medienschaffende. Im Jahr 2024 dokumentierte ROG 89 Attacken auf Medienschaffende und Medienhäuser, eine Verdopplung im Vergleich zu den 41 Angriffen im Jahr 2023. 75 dieser Angriffe im Jahr 2024 waren körperliche Gewalttaten.
Besonders betroffen war Berlin, wo sich 49 der dokumentierten Fälle ereigneten. Viele dieser Übergriffe fanden am Rande von Nahost-Demonstrationen statt, wobei 29 Attacken gegen nur zwei Reporter gerichtet waren, die wiederholt angegriffen wurden. Außerhalb Berlins geraten Medienschaffende weiterhin zumeist bei der Berichterstattung von rechtsextremen und verschwörungstheoretischen Versammlungen in Gefahr, wo 2024 21 Übergriffe gezählt wurden. ROG geht von einer hohen Dunkelziffer aus.
Neben physischer Gewalt erleben Reporterinnen und Reporter im Kontakt mit der Bevölkerung eine wachsende Pressefeindlichkeit. Viele Bürgerinnen und Bürger betrachten Medienschaffende mittlerweile als Feinde, was das Vertrauen in die „vierte Gewalt“ untergräbt.
Auch innerhalb der Redaktionen gab es 2024 Konflikte, insbesondere im Kontext der Berichterstattung über Israel und Palästina nach dem 7. Oktober 2023. ROG wurde wiederholt von einem stark verengten Meinungskorridor berichtet. Artikelvorschläge, die die israelische Kriegsführung kritisieren, hätten oft kaum eine Chance gehabt. Zudem würden Aussagen palästinensischer Quellen sowie von Menschenrechtsorganisationen oder den Vereinten Nationen grundsätzlich in Frage gestellt, anders als solche des israelischen Militärs. Viele Journalisten äußern zudem Angst vor Bloßstellung in anderen Medien und auf Social Media.

Die Medienvielfalt in Deutschland, die grundsätzlich auf einem international hohen Niveau liegt, gerät ebenfalls unter Druck. Der Trend zur Monopolisierung und wirtschaftlicher Druck gefährden sie zunehmend. Die Zahl unabhängiger Lokalzeitungen nimmt ab; der Anteil der Landkreise mit nur noch einer Lokalzeitung stieg seit 1992 von 33,5 auf 46,75 Prozent.
Schließlich stellen auch Überwachung und mangelnder Quellenschutz eine Bedrohung dar. Vorhaben wie die IP-Vorratsdatenspeicherung, die Ausweitung von Staatstrojanern, der Einsatz biometrischer Identifikationsverfahren und Datenbanken oder das Brechen von Verschlüsselung gefährden die vertrauliche Kommunikation zwischen Medienschaffenden und ihren Quellen.
Forderungen und Lösungsansätze von Reporter ohne Grenzen
Angesichts dieser Herausforderungen formuliert Reporter ohne Grenzen klare Forderungen an Politik und Gesellschaft, um die Pressefreiheit zu stärken:
- Wiederherstellung des Vertrauens in die Medien durch Medienhäuser und Politik.
- Schnelle Umsetzung wichtiger medienpolitischer Vorhaben durch die Regierung zum Schutz von Journalisten und zur Bekämpfung von Desinformation und Propaganda.
- Eindeutige steuerliche Anerkennung von gemeinnützigem Journalismus im Gemeinnützigkeitsrecht.
- Umsetzung einer plattformunabhängigen Journalismusförderung, die den Beitrag zur publizistischen Vielfalt fokussiert und Mittel der redaktionellen Arbeit zugutekommen lässt.
- Konsequente und demokratische Anwendung von EU-Verordnungen wie dem European Media Freedom Act (EMFA), dem Digital Services Act (DSA) und der Anti-Slapp-Richtlinie in der deutschen Gesetzgebung.
- Wiederaufnahme des Gesetzesvorhabens gegen Digitale Gewalt.
- Durchsetzung neuer EU-Regulierungsvorschriften für sehr große digitale Plattformen und den Schutz gegen Hassrede und Desinformation.
- Strukturelle Förderung des Exiljournalismus und verbesserter Schutz von Exil-Journalisten vor Übergriffen aus ihren Heimatländern (Transnationale Repression).
- Umfassender Schutz von Quellenschutz und Schutz vor Überwachung; keine Schwächung, sondern Umwandlung des Informationsfreiheitsgesetzes (IFG) in ein bundesweites Transparenzgesetz.
Unabhängiger Journalismus ist eine Säule der Demokratie und muss umfassend geschützt werden. Die Arbeit von ROG ist daher nicht nur für Journalisten, sondern für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung.
Wie Sie Reporter ohne Grenzen unterstützen können
Die wichtige Arbeit von Reporter ohne Grenzen wird maßgeblich durch Spenden ermöglicht. Wenn Sie die Presse- und Informationsfreiheit unterstützen möchten, gibt es einfache Wege zu spenden.
Für Ihre Spende erhalten Sie automatisch eine Spendenbescheinigung für das Finanzamt, die im März des Folgejahres versendet wird. Ihre Zuwendung dient ausschließlich steuerbegünstigten, gemeinnützigen Zwecken. Beträge bis 300 Euro können Sie auch ohne separate Spendenbescheinigung beim Finanzamt geltend machen. Hierfür benötigen Sie lediglich Ihren Kontoauszug mit der Spende sowie den Freistellungstext von Reporter ohne Grenzen e.V., der auf dem Einzahlungsbeleg steht oder online zum Download bereitgestellt wird.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Hier finden Sie Antworten auf die wichtigsten Fragen zu Reporter ohne Grenzen:
Was ist Reporter ohne Grenzen?
Reporter ohne Grenzen ist der deutsche Zweig der internationalen Organisation Reporters Sans Frontières. Sie setzt sich weltweit für die Meinungs- und Pressefreiheit ein, dokumentiert Verstöße, macht sie öffentlich und unterstützt bedrohte Journalisten und Medienschaffende.

Wie finanziert sich Reporter ohne Grenzen?
Die Finanzierung erfolgt hauptsächlich durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und den Verkauf eines Fotobuchs. Die Organisation ist vom DZI geprüft und trägt das Spenden-Siegel, was für Transparenz und angemessene Verwendung der Mittel steht.
Wie hilft Reporter ohne Grenzen konkret?
Die Hilfe umfasst rechtlichen Beistand, Übernahme von Anwaltskosten und Kautionen, medizinische Versorgung, finanzielle Unterstützung für Journalisten und ihre Familien, Ersatz von Ausrüstung, Spiegelung zensierter Webseiten, Aufklärung über Datenschutz und Hilfe bei der Suche nach einem sicheren Aufnahmeland im Exil.
Welche Probleme der Pressefreiheit sieht ROG in Deutschland?
ROG dokumentiert zunehmende physische Angriffe auf Medienschaffende, wachsende Pressefeindlichkeit in der Bevölkerung, Druck auf die Berichterstattung zu bestimmten Themen (z.B. Nahost), Bedrohung der Medienvielfalt durch Monopolisierung und wirtschaftlichen Druck sowie Gefahren für Quellenschutz und Überwachung.
Kann ich meine Spende steuerlich absetzen?
Ja, Spenden an Reporter ohne Grenzen e.V. sind steuerlich absetzbar. Sie erhalten automatisch eine Spendenbescheinigung. Für Beträge bis 300 Euro genügt in der Regel der Kontoauszug zusammen mit dem Freistellungstext der Organisation.
Die Arbeit von Reporter ohne Grenzen ist ein wichtiger Beitrag zur Verteidigung der Demokratie und des Rechts auf Information. In Zeiten zunehmender globaler Krisen und Bedrohungen für die Medienfreiheit ist ihr Engagement unverzichtbar.
Wenn du mehr spannende Artikel wie „Reporter ohne Grenzen: Kämpfer für Freiheit“ entdecken möchtest, schau doch mal in der Kategorie Bürobedarf vorbei!