01/09/2017
Das Online-Shopping aus China spaltet die Gemüter. Während die einen vor der Qualität warnen und Umweltbedenken äußern, schwören andere auf die unschlagbar niedrigen Preise. Warum ein Produkt für 9,99 Euro kaufen, wenn es dasselbe für 99 Cent gibt? Wir haben über fünfzehn Jahre Erfahrung mit dem Einkauf direkt aus China gesammelt und möchten unsere Erkenntnisse teilen. Unsere Redaktion ist übrigens in dieser Zeit nicht abgebrannt, und wir haben auch ein wichtiges Gegenargument in Sachen Umwelt gefunden: Die Chinesen verpacken oft extrem sparsam, um Portokosten zu sparen, was im Vergleich zum teils verschwenderischen Verpackungswahnsinn bei manchen deutschen Händlern positiv auffällt.

Abgesehen von den Debatten über Qualität und Umwelt, die oft sehr pauschal geführt werden, ist der Hauptanreiz für den Einkauf in China der Preis. Preisunterschiede von eins zu zehn im Vergleich zu deutschen Geschäften sind, insbesondere bei kleinen Artikeln wie Bürobedarf, Papeterie oder Zubehör, keine Seltenheit. Allerdings gibt es eine wichtige Hürde, die man kennen muss: die Zollbestimmungen.
- Zoll und Steuern beim Einkauf außerhalb der EU
- Verbraucherrechte und Käuferschutz
- Die besten Plattformen und Shops aus China
- So finden Sie die besten Preise und Schnäppchen
- Vorsicht vor Tricks und Betrug
- Häufig gestellte Fragen zum China-Shopping
- Was passiert, wenn ich die Einfuhr-Freigrenze von 26,31 Euro überschreite?
- Ist mein Geld sicher, wenn ich in China bestelle?
- Welcher China-Shop ist der absolut günstigste?
- Wie finde ich Angebote auf eBay, die auf der deutschen Seite nicht angezeigt werden?
- Sollte ich bei "deutschen" Händlern auf Amazon.de vorsichtig sein, wenn die Ware aus China kommt?
- Fazit
Zoll und Steuern beim Einkauf außerhalb der EU
Für private Käufer gibt es klare Regeln, wenn sie Waren von außerhalb der Europäischen Union importieren. Die wichtigste Grenze ist die Einfuhr-Freigrenze. Bis zu einem Warenwert von 22 Euro (einschließlich Versandkosten) fallen grundsätzlich keine Abgaben an. Um den Verwaltungsaufwand für geringe Steuerbeträge zu vermeiden, verzichten die deutschen Zollbehörden auf die Einfuhrumsatzsteuer, wenn diese unter fünf Euro liegt. Da die Einfuhrumsatzsteuer 19 Prozent beträgt (wie die deutsche Mehrwertsteuer), erhöht sich die praktische Freigrenze auf einen Gesamtpreis von 26,31 Euro (Warenwert plus Versandkosten). Diese Zahl sollten Sie sich gut merken, denn bis zu diesem Betrag können Sie in der Regel sorgenfrei bestellen, ohne mit dem Zoll in Kontakt zu kommen.
Da viele China-Shops ihre Preise in US-Dollar angeben, ist es hilfreich, den aktuellen Umrechnungskurs zu kennen. Sie können dies einfach online prüfen, indem Sie beispielsweise bei Google nach 'EUR/USD*26.31' suchen. Aktuell entspricht dies etwa einem Betrag von über 30 US-Dollar.
Oberhalb dieser Freigrenze von 26,31 Euro wird die Einfuhrumsatzsteuer von 19 Prozent fällig (bei Büchern 7 Prozent). Zusätzlich gibt es eine weitere Grenze von 150 Euro. Wenn der Gesamtwert der Sendung (Warenwert plus Versandkosten) diesen Betrag überschreitet, zahlen Sie neben der Einfuhrumsatzsteuer auch noch Zollgebühren. Diese Zollgebühren sind jedoch oft gering und für viele Elektronikartikel oder Zubehör fallen sie sogar gar nicht an.
Der entscheidende Punkt bei Überschreitung der 26,31 Euro-Grenze ist jedoch, dass Sie Ihre Sendung in der Regel beim zuständigen Zollamt abholen müssen. Dort müssen Sie die fälligen Gebühren bezahlen, bevor Ihnen das Paket ausgehändigt wird. Wir haben kürzlich selbst die Erfahrung gemacht, eine Sendung beim Zollamt abholen zu müssen, obwohl der Wert unter der Freigrenze lag – möglicherweise aufgrund vieler Testkäufe. Entgegen mancher Horrorgeschichten über lange Wartezeiten war unser Besuch beim Zollamt unkompliziert und schnell. Nach wenigen Minuten Wartezeit wurden wir aufgefordert, das Paket zu öffnen und die Kaufrechnung vorzulegen. Nach kurzer Prüfung und Bezahlung der geringen Gebühr (falls angefallen) konnten wir die Sendung mitnehmen. Der gesamte Vorgang dauerte weniger als zehn Minuten.
Es ist ratsam, Schreiben vom Zollamt zeitnah zu bearbeiten. Ignorieren Sie die Benachrichtigung nicht, da sonst Lagergebühren anfallen können oder die Sendung sogar an den Absender zurückgeschickt oder vernichtet wird. Theoretisch könnte die Zollabwicklung auch durch den Postzusteller erfolgen, dies ist jedoch mit erheblichen Zusatzkosten (aktuell 28,50 Euro) verbunden und macht kleine Schnäppchen schnell sehr teuer.
Verbraucherrechte und Käuferschutz
Ein weiterer Grund, die 26,31 Euro-Grenze nicht zu überschreiten, liegt im eingeschränkten Verbraucherrecht. Beim Kauf von chinesischen Händlern gelten nicht die großzügigen Rückgabe- und Gewährleistungsrechte der EU. Zwar bieten viele Händler kulante Reparatur- oder Ersatzbedingungen an, aber der Rückversand nach China ist teuer. Ein kleines Päckchen kostet bei der Deutschen Post aktuell 15,89 Euro – das lohnt sich bei günstigen Artikeln kaum.

Umso wichtiger ist der Schutz vor unseriösen Händlern, die Ware möglicherweise nie versenden. Das Schlüsselwort hier ist Käuferschutz. Zahlungsdienstleister wie PayPal bieten in der Regel eine Geld-zurück-Garantie, oft für 180 Tage. Wenn die Ware nicht ankommt oder beschädigt ist, können Sie mit wenigen Klicks Ihr Geld zurückfordern, ohne aufwendige Nachweise erbringen zu müssen. Die meisten namhaften China-Shops akzeptieren PayPal. Eine Ausnahme ist AliExpress, das eigene System Alipay nutzt, welches aber ebenfalls eine vergleichbare Käufergarantie bietet.
Die besten Plattformen und Shops aus China
Es gibt nicht den einen "besten" China-Shop, aber einige Plattformen und Händler haben sich etabliert und bieten eine riesige Auswahl, oft auch im Bereich Bürobedarf und Zubehör:
Plattform/Shop | Zahlung | Fokus/Besonderheiten | Vorteile (laut Text) | Nachteile (laut Text) |
---|---|---|---|---|
eBay | PayPal (oft), Kreditkarte | Plattform für viele Einzelhändler (auch Chinahändler) | Große Auswahl, PayPal-Schutz möglich | Deutsche Seite blendet viele Chinahändler aus, Preise teils höher |
AliExpress | Alipay (kein PayPal) | Das "chinesische eBay", viele kleine Händler | Konkurrenzfähige Preise, Alipay-Käufergarantie, sehr günstig bei Kleinteilen | Kein PayPal, Artikelsuche teils umständlicher, muss nach jeder Suche neu nach Preis sortieren |
Amazon.de (Marketplace) | Amazon-Zahlung | Viele Chinahändler versenden aus Deutschland | Schneller Versand (oft Prime), vertrauenerweckende Namen | Preise oft höher, viele Händler betrügen bei der Mehrwertsteuer (keine ordentliche Rechnung) |
Banggood | PayPal, Kreditkarte | Breites Sortiment | Versandkostenfrei, PayPal möglich, Kauf teils ohne Registrierung mit PayPal | Seite auf Englisch |
Gearbest | PayPal, Kreditkarte, Google/Facebook Login | Spezialisiert auf Artikel über der Zollfreigrenze | PayPal möglich, "Germany Express Priority Line" (Gebühren angeblich inkl.) | Fokus auf teurere Artikel |
DealeXtreme (DX) | PayPal, Kreditkarte | Oft sehr günstige Kleinartikel | PayPal möglich, Superpreise bei Kleinteilen | Kein spezifischer Fokus genannt |
Geo-Ship | N/A (Suchmaschine) | Suchmaschine für weltweite eBay-Angebote | Findet auf eBay.de ausgeblendete Angebote, hilfreich für Preissuche | Seite auf Englisch, erfordert englische Suchbegriffe |
Panda Check | N/A (Übersicht) | Übersicht und Beschreibung vieler China-Shops | Guter Überblick über verschiedene Anbieter | Kein Shop selbst |
So finden Sie die besten Preise und Schnäppchen
Die besten Plattformen, um eine riesige Auswahl an Bürobedarf, Zubehör und mehr zu finden und Preise zu vergleichen, sind eBay und AliExpress. Hier konkurrieren unzählige kleine Händler, was zu sehr attraktiven Preisen führt. Es lohnt sich, bei beiden Plattformen angemeldet zu sein und vor einem Kauf die Preise zu vergleichen. Der Suchaufwand kann sich auszahlen, da die Preisspanne für identische Artikel erstaunlich groß sein kann. Es ist uns schon oft passiert, dass wir einen Artikel für 6,99 US-Dollar für günstig hielten, nur um ihn nach weiterer Suche für 1,99 US-Dollar zu finden.
Die deutsche eBay-Seite blendet viele Angebote ausländischer Händler aus den Suchergebnissen aus. Um diese trotzdem zu finden, können Sie die Suchmaschine Geo-Ship nutzen. Diese findet weltweite eBay-Angebote und leitet Sie direkt dorthin weiter. Oft landen Sie dabei auf einer ausländischen eBay-Version (z.B. .com oder .com.au). Ein Trick, um den Artikel auf der deutschen Seite aufzurufen, ist, das Länderkürzel in der Adresszeile des Browsers von z.B. .com in .de zu ändern und die Seite neu zu laden. Als eingeloggter deutscher eBay-Nutzer können Sie dann oft direkt kaufen. Wenn die Weiterleitung nicht funktioniert, können Sie die eBay-Angebotsnummer kopieren und in diese URL-Struktur einfügen: www.ebay.de/itm/1234567890
(ersetzen Sie die Nummer durch die Angebotsnummer).
Geo-Ship ist zwar auf Englisch, aber ein nützliches Werkzeug. Wenn Sie die Preisfindung auf die Spitze treiben möchten, können Sie dort nach Angeboten unter einem Australischen Dollar suchen. Da auf eBay oft Auktionen mit einem Startpreis von "ab 1 ..." beginnen, finden Sie so Bagatellartikel für umgerechnet oft unter einem Euro.
AliExpress erfordert eine Registrierung und nutzt Alipay statt PayPal. Die Artikelsuche kann etwas umständlicher sein, da man nach jeder Änderung der Suchwörter die Ergebnisse neu nach Preis sortieren muss. Dennoch ist AliExpress oft, besonders bei Kleinteilen wie Kabeln oder Schutzhüllen, extrem günstig – Preise unter 50 Cent sind keine Seltenheit.
Vorsicht vor Tricks und Betrug
Händler aus Fernost sind meist ehrlich, aber auch erfinderisch, wenn es ums Tricksen geht. Eine verbreitete Masche sind Lockangebote: Ein Artikel wie ein Ladegerät wird für einen extrem niedrigen Preis (z.B. 1 US-Dollar) gelistet. Klickt man auf das Angebot, stellt sich heraus, dass für diesen Preis nur ein einfaches Zubehörteil (z.B. ein Kabel als "Farbvariante") erhältlich ist, während das eigentliche Ladegerät deutlich mehr kostet. Mit etwas Erfahrung erkennt man solche Tricks schnell. Ein Tipp ist, bei der Suche eine untere Preisgrenze (z.B. 5 US-Dollar) einzustellen, um reine Lockangebote herauszufiltern.
Auch bei Händlern auf Amazon.de, die aussehen, als wären sie deutsche Firmen (z.B. "Akkushop-Germany"), kann es sich um chinesische Verkäufer handeln. Der Kaufvertrag wird mit dem chinesischen Händler geschlossen, auch wenn der Versand über Amazon Prime aus Deutschland erfolgt. Das ist zwar schnell, aber oft teurer. Kritisch wird es, wenn Sie hier über die 26,31 Euro-Freigrenze kaufen. Obwohl die Ware aus Deutschland versendet wird, umgehen viele dieser Händler die Einfuhrumsatzsteuer und stellen keine ordentliche Rechnung mit ausgewiesener deutscher Mehrwertsteuer aus. Das ist Steuerbetrug und ein weiterer Grund, bei unbekannten Händlern auf Amazon.de ebenfalls vorsichtig zu sein und die Freigrenze möglichst nicht zu überschreiten.

Häufig gestellte Fragen zum China-Shopping
Was passiert, wenn ich die Einfuhr-Freigrenze von 26,31 Euro überschreite?
In der Regel erhalten Sie eine Benachrichtigung vom Zollamt. Sie müssen die Sendung dann dort abholen und die fällige Einfuhrumsatzsteuer (19%) sowie gegebenenfalls Zollgebühren bezahlen. Der Vorgang am Zollamt ist oft unkomplizierter als befürchtet. Alternativ kann die Post die Abwicklung übernehmen, das ist aber sehr teuer (28,50 Euro).
Ist mein Geld sicher, wenn ich in China bestelle?
Wenn Sie über Plattformen mit Käuferschutz bestellen und diesen nutzen, ja. PayPal bietet eine 180-tägige Geld-zurück-Garantie, die bei Nichtlieferung oder Transportschäden greift. AliExpress hat mit Alipay ein eigenes System mit vergleichbarer Garantie. Achten Sie immer darauf, einen dieser Dienste zu nutzen.
Welcher China-Shop ist der absolut günstigste?
Es gibt nicht den einen günstigsten Shop. Die Preise schwanken stark zwischen den Plattformen und einzelnen Händlern. Es empfiehlt sich, die Preise auf eBay und AliExpress für den gewünschten Artikel zu vergleichen. Hoher Suchaufwand kann sich lohnen, um das beste Angebot zu finden.
Wie finde ich Angebote auf eBay, die auf der deutschen Seite nicht angezeigt werden?
Nutzen Sie die Suchmaschine Geo-Ship, um weltweite Angebote zu finden. Sie können dann versuchen, die URL des Angebots auf .de zu ändern oder die Angebotsnummer auf der deutschen eBay-Seite im Format www.ebay.de/itm/NUMMER
aufzurufen.
Sollte ich bei "deutschen" Händlern auf Amazon.de vorsichtig sein, wenn die Ware aus China kommt?
Ja, seien Sie vorsichtig, besonders bei Käufen über der 26,31 Euro-Grenze. Viele dieser Händler versenden zwar aus Deutschland, umgehen aber die Einfuhrumsatzsteuer und stellen keine korrekte Rechnung aus. Dies kann rechtliche Probleme aufwerfen und Sie erhalten keine ordentliche Dokumentation für Ihren Kauf.
Fazit
Der Einkauf von Bürobedarf, Papeterie, Zubehör und anderen Artikeln aus China kann enorme Preisvorteile bieten. Um erfolgreich und sicher einzukaufen, ist es jedoch unerlässlich, die Regeln zu kennen. Halten Sie sich an die 26,31 Euro-Freigrenze, um Zollprobleme zu vermeiden, oder seien Sie bereit, die Abholung beim Zollamt und die fälligen Gebühren in Kauf zu nehmen. Nutzen Sie unbedingt Zahlungsdienste mit Käuferschutz wie PayPal oder Alipay. Vergleichen Sie die Preise auf den großen Plattformen wie eBay und AliExpress und seien Sie sich der Tricks mancher Händler bewusst. Mit diesen Tipps steht Ihren Schnäppchen aus Fernost nichts im Wege.
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