Was darf man bei Rheuma nicht machen?

Rheuma: Was Sie besser vermeiden sollten

31/08/2017

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Rheumatische Erkrankungen, wie die rheumatoide Arthritis oder Morbus Bechterew, betreffen Millionen von Menschen und gehen oft mit starken Schmerzen, Entzündungen und Bewegungseinschränkungen einher. Während medizinische Behandlungen unerlässlich sind, spielen auch der Lebensstil, insbesondere Ernährung und Bewegung, eine entscheidende Rolle im Umgang mit diesen chronischen Leiden. Doch neben den vielen Empfehlungen, was man tun sollte, ist es ebenso wichtig zu wissen, welche Verhaltensweisen und Gewohnheiten man lieber vermeiden oder zumindest mit Vorsicht genießen sollte, um Schübe und Beschwerden nicht unnötig zu verschärfen.

Welches Instrument bei Rheuma?
Ein Ultraschall der Gelenke ist ein wertvolles Instrument in der Rheuma-Diagnostik. In unserer Rheuma-Praxis in Bonn bieten wir verschiedene Ultraschalluntersuchungen zur Rheuma-Diagnostik und Verlaufskontrolle an.

Viele Betroffene spüren am eigenen Leib, wie bestimmte Faktoren ihren Zustand beeinflussen können. Karin Polland, die unter chronischer Polyarthritis leidet, berichtet von heftigen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen während eines Schubes, begleitet von wochenlangem Fieber. Solche Erfahrungen unterstreichen die Notwendigkeit, aktiv gegen die Symptome anzugehen und Triggerfaktoren zu meiden.

Übersicht

Ernährung bei Rheuma: Was auf den Teller gehört – und was nicht

Die Ernährung hat einen direkten Einfluss auf Entzündungsprozesse im Körper. Eine sogenannte anti-entzündliche Ernährung wird bei rheumatischen Erkrankungen dringend empfohlen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass bestimmte Lebensmittel Entzündungen fördern können und daher gemieden werden sollten. Es gibt zwar keine pauschal für jeden Rheuma-Patienten verbotenen Lebensmittel, da individuelle Reaktionen variieren können. Ein Ernährungs- und Symptomtagebuch kann helfen, persönliche Trigger zu identifizieren. Dennoch gibt es Lebensmittelgruppen, die aufgrund ihrer Inhaltsstoffe als potenziell entzündungsfördernd gelten.

Vermeiden Sie entzündungsfördernde Lebensmittel

Zu den Lebensmitteln, die bei Rheuma-Patienten oft negativ auffallen und laut Experten gemieden werden sollten, gehören:

  • Zucker und Weißmehlprodukte: Diese einfachen Kohlenhydrate können Entzündungsprozesse im Körper anfeuern. Sie führen zu schnellen Blutzuckerspitzen und können die Produktion entzündungsfördernder Botenstoffe stimulieren.
  • Schweinefleisch: Schweinefleisch enthält Arachidonsäure, eine Omega-6-Fettsäure, die im Körper zu entzündungsfördernden Substanzen umgewandelt werden kann. Während Omega-6-Fettsäuren grundsätzlich lebensnotwendig sind, nehmen wir über die moderne Ernährung oft ein ungünstiges Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren auf, was Entzündungen begünstigen kann.
  • Verarbeitete Lebensmittel und Wurstwaren: Diese Produkte enthalten oft hohe Mengen an gesättigten Fetten, Salz und Zusatzstoffen, die ebenfalls entzündungsfördernd wirken können.
  • Bestimmte Omega-6-haltige Öle: Während einige Omega-6-Fettsäuren wichtig sind, kann ein Übermaß, insbesondere aus stark verarbeiteten Pflanzenölen, das Gleichgewicht zu den entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren stören.

Ernährungsberaterin Anne Goldhammer-Michl betont, dass insbesondere Zusatzstoffe in Lebensmitteln und die in Schweinefleisch enthaltene Arachidonsäure kritisch zu sehen sind.

Was stattdessen empfohlen wird

Im Gegensatz dazu steht die entzündungshemmende Ernährung, oft als mediterrane Kost beschrieben. Sie basiert auf:

  • Viel buntem Gemüse und Obst (insbesondere Beeren)
  • Hülsenfrüchten und Nüssen
  • Hochwertigen pflanzlichen Ölen (Leinöl, Olivenöl extra vergine)
  • Fettreichem Seefisch (reich an entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA)
  • Vollkornprodukten
  • Entzündungshemmenden Gewürzen wie Kurkuma, Ingwer, Zwiebel und Knoblauch

Die positive Wirkung dieser Ernährung liegt nicht nur in den enthaltenen Vitaminen, Antioxidantien und Omega-3-Fettsäuren, sondern auch in ihrem hohen Ballaststoffgehalt. Ballaststoffe werden im Darm von Bakterien fermentiert, wodurch kurzkettige Fettsäuren wie Butyrat entstehen. Diese haben eine direkte entzündungshemmende Wirkung und stärken die Darmbarriere. Eine gestörte Darmbarriere wird als Mitverursacher für rheumatische Entzündungen diskutiert, da sie das Eindringen schädlicher Stoffe und Bakterien ermöglicht, die das Immunsystem aktivieren und Entzündungen in den Gelenken auslösen können. Professor Mario Zaiss forscht an der Rolle der Darmbakterien und konnte im Tiermodell zeigen, dass ballaststoffreiche Ernährung den Ausbruch rheumatoider Arthritis verhindern oder zumindest stark verringern kann.

Eine ausreichende Ballaststoffzufuhr (mindestens 30g, besser bis zu 50g pro Tag) ist daher essenziell. Sie findet sich in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen sowie vielen Obst- und Gemüsesorten.

Was ist das Beste bei Rheuma?
Grundregeln der richtigen Ernährung bei Rheuma Die Basis der Ernährung sollte aus Gemüse, gutem Eiweiß - etwa aus Nüssen und Hülsenfrüchten - und hochwertigen pflanzlichen Ölen - etwa Lein- und Weizenkeimöl, Olivenöl extra vergine - sowie zuckerarmen Obstsorten bestehen.

Bewegung bei Rheuma: Was die Gelenke stresst – und was hilft

Bewegung ist bei rheumatischen Erkrankungen nicht nur erlaubt, sondern eine der wichtigsten Säulen der Therapie. Sie hilft, die Beweglichkeit zu erhalten, Muskulatur aufzubauen, Schmerzen zu reduzieren und sogar Entzündungsfaktoren im Körper zu senken. Bestimmte Immunzellen, die entzündungshemmend wirken (wie regulative T-Zellen), werden durch Bewegung aktiviert, und Entzündungsmarker wie CRP und Zytokine können reduziert werden.

Bewegungen, die Sie meiden oder anpassen sollten

Während moderate und regelmäßige Bewegung Gold wert ist, gibt es bestimmte Bewegungsformen oder Situationen, die bei Rheuma-Patienten problematisch sein können und daher vermieden oder angepasst werden sollten:

  • Hüpfen und starke Stöße: Aktivitäten, die die Gelenke stark erschüttern oder stoßartig belasten, können schmerzhaft sein und die Gelenke zusätzlich reizen, insbesondere wenn sie bereits entzündet oder geschädigt sind.
  • Sportarten mit hoher Gelenkbelastung: Joggen oder Kampfsportarten können aufgrund der hohen Aufprallkräfte oder abrupten Bewegungen problematisch sein. Dies gilt besonders für Gelenke wie Knie, Hüfte und Sprunggelenke.
  • Überanstrengung, besonders im Schub: Bei einem akuten Rheumaschub sind die Gelenke entzündet und schmerzhaft. Zu intensive Bewegung oder Sport in dieser Phase kann den Körper weiter stressen (metabolischer Stress) und die Entzündung eher triggern, anstatt sie zu hemmen. Es ist wichtig, die Bewegung dem aktuellen Zustand anzupassen.
  • Langes statisches Sitzen oder Stehen: Wie Karin Polland feststellte, kann langes Verharren in einer Position zu Steifheit und Schmerzen führen. Regelmäßiger Haltungswechsel und das Einbauen von Bewegungspausen sind wichtig.
  • Kompletter Bewegungsmangel: Obwohl es logisch erscheinen mag, schmerzende Gelenke ruhigzustellen, führt kompletter Bewegungsmangel zum Abbau von Muskulatur, Knochen, Knorpel, Sehnen und Bändern. Dieser Abbau beginnt bereits nach ein bis zwei Tagen Inaktivität und verschlechtert die Situation langfristig.

Sportwissenschaftlerin Dr. Anna-Maria Liphardt betont, dass bei Inaktivität der gesamte Bewegungsapparat abbaut. Bewegung ist also unerlässlich, um dem entgegenzuwirken und auch der Sturzprophylaxe zu dienen, da sie die Muskulatur stärkt und die Knochendichte positiv beeinflussen kann.

Empfohlene Bewegungsformen

Die WHO empfiehlt 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche. Für Rheuma-Patienten eignen sich besonders gelenkschonende Sportarten wie:

  • Yoga (wie in der Studie am Uniklinikum Erlangen gezeigt wurde, kann Yoga bei Morbus Bechterew die Beweglichkeit signifikant verbessern und Schmerzen reduzieren)
  • Gymnastik
  • Radfahren
  • Schwimmen oder Wassergymnastik

Wichtig ist, die Sportart nach individuellen Vorlieben und dem aktuellen Zustand auszuwählen und im Idealfall mit dem behandelnden Arzt abzusprechen. Entscheidend ist Regelmäßigkeit und das Einbauen von Bewegung in den Alltag, z.B. Treppensteigen statt Aufzug, Radfahren statt Autofahren, Spaziergänge in der Mittagspause.

Weitere Faktoren, die Sie meiden sollten

Neben Ernährung und Bewegung gibt es weitere Lebensstilfaktoren, die einen negativen Einfluss auf rheumatische Erkrankungen haben können:

  • Rauchen: Rauchen ist ein bekannter Triggerfaktor für die Entstehung und Verschlimmerung von rheumatoider Arthritis. Es kann den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen.
  • Übergewicht: Fettzellen können entzündungsfördernde Stoffe produzieren. Übergewicht kann daher Entzündungen im Körper verstärken und die Gelenke zusätzlich belasten. Gewichtsabnahme durch Ernährungsumstellung und Bewegung kann sich sehr positiv auswirken.
  • Chronischer Stress: Stress kann das Immunsystem beeinflussen und potenziell Entzündungsprozesse fördern. Der Umgang mit Stress ist ein wichtiger Aspekt im Management rheumatischer Erkrankungen.
  • Schlafmangel: Ausreichender und erholsamer Schlaf ist wichtig für die Regeneration des Körpers und kann helfen, Entzündungen zu regulieren.

Das Vermeiden dieser negativen Einflussfaktoren und das aktive Umsetzen der empfohlenen Maßnahmen können die Lebensqualität von Rheuma-Patienten deutlich verbessern und helfen, Schübe zu reduzieren und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.

Vergleichstabelle: Was meiden vs. Was fördern

BereichSollte gemieden/begrenzt werdenSollte gefördert werden
ErnährungZucker, Weißmehl, Schweinefleisch, verarbeitete Produkte, bestimmte Omega-6-ÖleBuntes Gemüse/Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkorn, Fisch, Leinöl, Olivenöl, entzündungshemmende Gewürze, Ballaststoffe
BewegungStarke Stöße/Hüpfen, gelenkschädliche Sportarten (Joggen, Kampfsport), Überanstrengung (bes. im Schub), langes statisches Sitzen/Stehen, kompletter BewegungsmangelGelenkschonende Sportarten (Yoga, Radfahren, Schwimmen), moderate, regelmäßige Bewegung, Bewegung im Alltag, Krafttraining (Muskelaufbau)
LebensstilRauchen, Übergewicht, chronischer Stress, SchlafmangelRauchstopp, Gewichtsmanagement, Stressbewältigung, ausreichender Schlaf

Diese Tabelle bietet eine schnelle Übersicht über wichtige Aspekte. Es ist jedoch immer ratsam, individuelle Strategien mit dem behandelnden Arzt oder Therapeuten zu besprechen.

Häufig gestellte Fragen zum Umgang mit Rheuma

Können bestimmte Lebensmittel Rheumaschübe auslösen?

Es gibt keine Lebensmittel, die pauschal bei jedem Rheuma-Patienten einen Schub auslösen. Allerdings berichten viele Betroffene von negativen Reaktionen auf entzündungsfördernde Lebensmittel wie Zucker, Weißmehl, Fleisch (insbesondere Schweinefleisch) oder verarbeitete Produkte. Ein Ernährungs- und Symptomtagebuch kann helfen, Ihre persönlichen Trigger zu identifizieren.

Ist bei Arthrose kühlen oder wärmen besser?
auf Wärme oder Kälte ansprechen, auf Rotlicht oder Kältepacks. Auch Umschläge mit Kartoffelstock oder Quark können zur Linderung der Beschwerden beitragen. Meist spre- chen akute Schübe besser auf Kälte an, während chronische Schmerzen besser auf Wärme ansprechen.

Ist Sport bei Rheuma nicht schädlich für die Gelenke?

Nein, im Gegenteil. Moderate, regelmäßige und gelenkschonende Bewegung ist essenziell und hilft, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu erhalten und Entzündungen zu reduzieren. Schädlich sind eher Überlastung, starke Stöße und kompletter Bewegungsmangel, der zum Abbau von Gewebe führt.

Sollte ich während eines Rheumaschubes Sport machen?

Während eines akuten Schubes sollten Sie übermäßige Belastung vermeiden. Moderate Bewegung, angepasst an Ihren Zustand, kann aber auch in dieser Phase hilfreich sein. Besprechen Sie dies am besten mit Ihrem Arzt oder Physiotherapeuten, um Überanstrengung zu vermeiden, die den Schub verschlimmern könnte.

Reicht Ernährungsumstellung und Bewegung aus, um Rheuma zu behandeln?

Nein. Ernährung und Bewegung sind wichtige unterstützende Maßnahmen, die helfen können, Symptome zu lindern, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen und die allgemeine Gesundheit zu verbessern. Rheumatische Erkrankungen sind Autoimmunerkrankungen, die in der Regel eine medizinische Behandlung mit immunsuppressiven Medikamenten erfordern, um die Entzündungskaskade zu durchbrechen und Gelenkschäden langfristig zu verhindern. Lebensstiländerungen sollten immer ergänzend zur ärztlichen Therapie erfolgen.

Wie viel Ballaststoffe sollte ich täglich essen?

Experten empfehlen Rheuma-Patienten mindestens 30 Gramm Ballaststoffe pro Tag, idealerweise sogar bis zu 50 Gramm. Ballaststoffe finden sich reichlich in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen sowie vielen Obst- und Gemüsesorten.

Fazit

Der Umgang mit rheumatischen Erkrankungen erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Neben der notwendigen medizinischen Behandlung spielen Lebensstilfaktoren eine entscheidende Rolle. Das Bewusstsein darüber, welche Verhaltensweisen und Lebensmittel Entzündungen fördern und die Gelenke unnötig belasten können, ist dabei ebenso wichtig wie die Kenntnis der positiven Effekte einer anti-entzündlichen Ernährung und angepasster Bewegung. Das Meiden von Zucker, Weißmehl, Schweinefleisch und verarbeiteten Produkten sowie das Vorsichtigsein bei gelenkschädlichen Sportarten und Überanstrengung, insbesondere im Schub, sind wichtige Schritte. Gleichzeitig gilt es, eine ballaststoffreiche, mediterrane Ernährung und regelmäßige, moderate Bewegung fest in den Alltag zu integrieren. Kleine, konsequente Änderungen im Lebensstil können dazu beitragen, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu erhalten und die allgemeine Lebensqualität deutlich zu verbessern. Es lohnt sich, auf den eigenen Körper zu hören und in enger Abstimmung mit dem medizinischen Team den besten Weg im Umgang mit Rheuma zu finden.

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