Wie nennt man buntes Papier?

Buntpapier: Mehr als nur farbiges Papier

03/01/2021

Rating: 3.95 (6968 votes)

Wenn man von „buntem Papier“ spricht, meint man im allgemeinen Sprachgebrauch oft einfach Papier, das eine andere Farbe als Weiß hat. Doch die Welt des farbigen Papiers ist weit komplexer und faszinierender, als es dieser einfache Begriff vermuten lässt. Fachleute verwenden hierfür den spezifischeren Ausdruck Buntpapier, der eine reiche Geschichte und eine beeindruckende Vielfalt an Techniken und Erscheinungsformen umfasst. Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht jedes farbige Papier im technischen Sinne Buntpapier ist, da die Art und Weise, wie die Farbe aufgebracht wird, eine entscheidende Rolle spielt.

Wie heißt das farbige Papier?
Tonpapier, auch Zuckerpapier genannt , ist farbiges Kartonpapier. Die Textur ist leicht rau und die Oberfläche unbearbeitet. Aufgrund des Ausgangsmaterials, hauptsächlich Zellstoff, sind auf der Papieroberfläche kleine Partikel sichtbar. Es wird für Projekte oder zum Basteln verwendet.
Übersicht

Was genau ist Buntpapier? Eine Definition

Im engeren, fachlichen Sinn ist Buntpapier ein Sammelbegriff für Papiere, deren Oberfläche auf vielfältige Weise künstlerisch oder mechanisch bearbeitet wurde, um Farbe oder Muster zu erhalten. Dies schließt eine breite Palette von Techniken ein. Die Oberfläche kann gefärbt, farbig getränkt, mit Farbstoffen bedeckt, bedruckt oder geprägt sein. Das Spektrum reicht von schlichten, einfarbigen Papieren mit matter oder glänzender Oberfläche, die gestrichen wurden, über solche, die mit Metallfolien überzogen sind, bis hin zu Papieren, die das Aussehen anderer Materialien wie Holz, Stoff oder Leder täuschend echt imitieren. Beispiele für solche Imitationen sind Velourpapiere, Moirépapiere oder Saffianpapiere. Der englische Fachbegriff für Buntpapier ist „decorated paper“.

Die feine Unterscheidung: Buntpapier und farbige Papiere

Hier liegt ein wichtiger Unterschied, der oft übersehen wird. Papiere, die ihre Farbe dadurch erhalten, dass der Farbstoff bereits der Papiermasse während des Herstellungsprozesses zugesetzt wird, zählen im handelsüblichen Sinne nicht zu den Buntpapieren. Diese Papiere, wie beispielsweise das bekannte Tonpapier oder Tonkarton, deren Fasern direkt in der Masse durchgefärbt sind, werden schlicht als farbige Papiere bezeichnet. Sie erhalten ihre Farbe also von innen heraus, während Buntpapiere in der Regel durch eine nachträgliche Oberflächenbehandlung gefärbt oder gestaltet werden. Erst wenn diese durchgefärbten Papiere zusätzlich bearbeitet werden, beispielsweise durch Prägung oder Bedruckung, können sie ebenfalls in die Kategorie der Buntpapiere fallen.

Eine Reise durch die Geschichte des Buntpapiers

Die Herstellung von Buntpapier hat eine lange und faszinierende Geschichte, die weit zurückreicht. Das älteste überlieferte Beispiel für Buntpapierherstellung stammt aus Japan. Dabei handelt es sich um Suminagashi-Papier aus der Heian-Zeit (794–1185), auf dem Gedichte niedergeschrieben wurden. Auch in Persien wurde schon früh marmoriertes Papier für kalligrafische Arbeiten verwendet. In Europa lässt sich das älteste bekannte Buntpapier, ein einfarbig gestrichenes Papier, auf etwa 1430 datieren. Das Marmorierverfahren gelangte um 1600 über die Türkei, wo es „Ebru“ genannt wurde, nach Europa. Hierzulande wurde dieses faszinierende Papier nach seiner Einführung oft als „türkisch Marmor“ oder einfach „türkisch Papier“ bezeichnet, ein Zeugnis seiner Herkunft.

Vielfalt der Techniken: Wie Buntpapier entsteht

Die immense Vielfalt des Buntpapiers ergibt sich aus der Vielzahl der Techniken, die zu seiner Herstellung eingesetzt werden können. Oft werden diese Techniken auch miteinander kombiniert, um einzigartige Effekte zu erzielen. Die Namen der Papiersorten geben häufig Hinweise auf die angewandte Technik (z. B. Modelldruckpapier) oder auf das Aussehen der Oberfläche (z. B. Holzmaserpapier). Es gibt auch Papiere, deren Bezeichnung sich auf die verwendeten Materialien bezieht (z. B. Metallpapier). Ein stetiges Bestreben in der Buntpapierherstellung ist die Imitation historischer, oft aufwendiger Techniken durch modernere, kostengünstigere Verfahren.

Einfarbigkeit mit Charakter

Auch einfarbiges Papier kann als Buntpapier gelten, wenn seine Oberfläche speziell behandelt wurde. Die Farbe kann hier manuell oder maschinell aufgebracht sein, wobei im Idealfall keine Werkzeugspuren sichtbar sind. In der industriellen Fertigung wird der Oberflächengestaltung eine besondere Bedeutung beigemessen. Sorten wie Glanz- und Glacépapier gehören dazu. Ihre hochglänzende oder matte Oberfläche wird durch Prozesse wie Kalandrieren, Bürsten oder das Bearbeiten mit einem Achatstein geglättet. Diese glatten Oberflächen werden häufig noch weiter veredelt, indem sie mit Prägeplatten oder Prägewalzen ein Relief erhalten.

Beim einfarbig gestrichenen Papier wird die Farbe vollflächig mit dem Pinsel aufgetragen. Hier sind die Spuren der Pinselborsten bewusst sichtbar und tragen zur Textur und zum Charakter des Papiers bei.

Die Kunst des Kleisters: Kleisterpapier

Eine der ältesten und reizvollsten Techniken ist die Herstellung von Kleisterpapier. Dabei werden Kleisterfarben verwendet, die aus Stärkekleister und wasserlöslichen Farbmitteln hergestellt werden. Diese Basis erlaubt eine feine Abstufung der Farbintensität. Die Farben werden oft mit Bürsten, Pinseln oder Schwämmen aufgetragen. Faszinierende Muster entstehen, indem in die noch feuchte Farbe eingegriffen wird. Geädertes Kleisterpapier kann durch das sogenannte Abzugverfahren oder verschiedene Tupftechniken erzeugt werden. Besonders charakteristisch ist das Kleisterpapier mit Verdrängungsdekor: Mit Stempeln, Rollen, Walzen, Holzstäben, Kämmen oder sogar den Fingern werden Muster in die nasse Farbschicht eingedrückt oder gezogen. Diese Technik wird manchmal auch als „Papier nach Herrnhuter Art“ oder Herrnhuter Kleisterpapier bezeichnet.

Fließende Muster: Rieselpapier

Beim Rieselpapier wird gefärbte oder ungefärbte Flüssigkeit auf die Papieroberfläche gesprenkelt oder getropft und dann über das Papier fließen gelassen. Dabei hinterlässt die Flüssigkeit deutlich sichtbare „Rieselspuren“. Dieser Effekt kann auf rein mechanischem Wege, durch den Zusatz von Chemikalien zur Rieselflüssigkeit oder durch eine Kombination aus beidem erzielt werden, was zu unterschiedlichen Musterbildungen führt.

Zauber auf Wasser: Marmoriertes Papier

Marmoriertes Papier, auch Marmorpapier, Tunkpapier oder historisch „türkisch Papier“ genannt, ist eine besonders kunstvolle Form des Buntpapiers. Bei dieser Technik werden Farben auf die Oberfläche einer Flüssigkeit aufgebracht. Traditionell ist dies Wasser oder ein speziell präparierter Schleimgrund, oft aus Carrageen oder Tragant. Die Farben werden darauf gespritzt oder getropft und dann mithilfe von Treibmitteln, die die Oberflächenspannung beeinflussen (wie Ochsengalle in Europa oder Kiefernharzöl bei japanischem Suminagashi), sowie mit Werkzeugen wie Stäbchen oder Kämmen in die gewünschte Form gebracht. Der so auf der Flüssigkeit entstandene Farbenteppich wird dann vorsichtig mit einem Papierbogen abgenommen, wodurch das Muster spiegelverkehrt auf das Papier übertragen wird. Es gibt eine Vielzahl von Marmormustern, deren Namen oft ihre Form beschreiben, wie „Steinmarmor“, „Adermarmor“, „Schneckenmarmor“ oder „Wellenmarmor“, aber auch andere Bezeichnungen wie „Antikmarmor“. Interessanterweise wird der Begriff „Marmor“ historisch und international auch für Papiere verwendet, die nicht im Marmorierverfahren hergestellt wurden, aber ein ähnliches Aussehen haben.

Gedruckte Vielfalt: Bedrucktes Papier

Drucktechniken bieten unendliche Möglichkeiten zur Gestaltung von Buntpapier. Grundsätzlich können alle Druckverfahren angewendet werden:

  • Hochdruck: Hierbei wird von erhabenen Druckformen gedruckt. Beispiele sind Stempeldruckpapier, Walzendruckpapier mit erhabener Form und insbesondere Modelldruckpapier. Letzteres wird mit sogenannten Modeln, also Druckstöcken, hergestellt. Die historische Bezeichnung „Kattunpapier“ leitet sich von der Verwendung ähnlicher Modeln beim Bedrucken von Stoffen ab. Modeldruckpapiere, oft mit geometrischen oder floralen Mustern, wurden früher von Hand gedruckt, indem der Bogen auf den eingefärbten Model gelegt und von hinten bearbeitet wurde. Dominotier-Papiere sind Modeldrucke, die zusätzlich handkoloriert wurden. Japanisches Figurenpapier, ein dünnes Seidenpapier, das oft als Schutzpapier diente, wurde ebenfalls im Hochdruck mit weißen Ornamenten bedruckt.
  • Tiefdruck: Hier wird aus Vertiefungen in der Druckform gedruckt. Beispiele sind Kupferstich und Walzendruckpapier mit gravierten Walzen.
  • Flachdruck: Bei diesem Verfahren, zu dem die Lithografie gehört, liegt die druckende und nichtdruckende Fläche auf einer Ebene. Lithografiertes Papier gewann im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, besonders mit der Entwicklung der lithografischen Schnelldruckpresse, große Bedeutung für die Buntpapierherstellung, da sie schnellere und höhere Auflagen ermöglichte.
  • Durchdruck: Das bekannteste Verfahren ist der Siebdruck, der Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA aufkam. Dabei wird Farbe durch ein feinmaschiges Gewebe (Sieb) auf das Papier gedrückt. Bestimmte Stellen des Siebs sind undurchlässig und bilden das Muster. Früher wurden ähnliche Effekte mit Schablonen erzielt (Schabloniertes Papier, historisch „patroniertes Papier“). Der Siebdruck erlaubt einen dicken Farbauftrag und das Drucken heller Farben auf dunklem Grund. Viele Muster, die früher schabloniert wurden, wie beispielsweise die japanischen Chiyogami-Papiere, werden heute im Siebdruck hergestellt.

Struktur durch Druck: Geprägtes Papier

Bei geprägtem Papier wird ein Relief erzeugt, indem das Papier unter Druck zwischen einer Matrize (einer Form mit dem Muster) und gegebenenfalls einer Patrize (einem Gegenstück) verformt wird. Eine besondere Form ist das Brokatpapier, bei dem zusätzlich eine Beschichtung, meist aus Schlagmetall (oft als Gold- oder Silberimitat), aufgebracht und mitgeprägt wird. Brokatpapiere konnten auf ein- oder mehrfarbigem Grund geprägt werden, wobei der mehrfarbige Grund oft mit Schablonen gestaltet wurde. Weitere Beispiele für geprägtes Buntpapier sind Papiere mit Moiré-Mustern, die an gewässerte Seide erinnern, oder Lederimitationen, deren Prägeplatten von echten Lederoberflächen abgenommen wurden.

Wie nennt man buntes Papier?
Als Buntpapier wird Papier bezeichnet, das mittels unterschiedlicher Techniken manuell oder maschinell bearbeitet wurde. Der englische Fachbegriff lautet decorated paper. Der Begriff wird darüber hinaus umgangssprachlich für industriell hergestelltes einfarbiges Bastelpapier verwendet.

Kleine Punkte, große Wirkung: Sprenkelpapier

Sprenkelpapier zeichnet sich durch eine Oberfläche aus, die mit meist gleichmäßig verteilten Farbspritzern bedeckt ist. Das bekannte „Kiebitzpapier“ hat kleine, oft schwarze oder braune Sprenkel auf beigem Grund, die an die Eier des Kiebitzvogels erinnern. Eine Kombination aus hellen und dunklen Grautönen ergibt „Granitpapier“. Durch das Abdecken von Teilen des Papiers mit Schablonen beim Aufsprühen der Farbe entsteht „Schablonenspritzpapier“ mit charakteristischen Farbverläufen oder ausgesparten Mustern.

Farbreserven: Batikpapier

Ähnlich wie bei der Textilfärbung wird beim Batikpapier die Musterung indirekt durch eine Reservetechnik erzeugt. Stellen, die keine Farbe annehmen sollen, werden mit einem Widerstandsmaterial, meist Wachs, abgedeckt. Nach dem Eintauchen in ein Farbbad und dem Trocknen wird das Wachs durch Erhitzen entfernt, wodurch das Muster sichtbar wird. Auch andere Reservetechniken wie das Abbinden des Papiers („Plangi“) oder Adaptionen der japanischen Shibori-Technik können auf geeignetem Papier angewendet werden.

Anwendungsbereiche von Buntpapier

Aufgrund seiner dekorativen Eigenschaften wird Buntpapier vielseitig eingesetzt. Traditionell diente es zum Umhüllen und Bekleben von Gegenständen, beispielsweise für Bucheinbände (Vorsatzpapiere), Schachteln und Dosen. Auch zum Auskleiden von Schubladen oder Schränken wurde es verwendet. Heute ist es darüber hinaus ein beliebter künstlerischer Bedarf für Bastelarbeiten, Scrapbooking oder als Material für eigene kreative Projekte.

Umgangssprachliches Buntpapier: Das Bastelpapier

Obwohl technisch nicht immer korrekt, wird der Begriff „Buntpapier“ im Alltag häufig für industriell hergestelltes, einfarbiges Papier in verschiedenen Farben verwendet, das vor allem als Bastelpapier bekannt ist. Im Englischen wird ein ähnliches Papier oft als „construction paper“ bezeichnet. Dieses Papier wird in der Regel durch das Färben der Papiermasse mit synthetischen Farbstoffen hergestellt, was zu einer brillanten, durchgängigen Farbe führt. Historisch gesehen begann die industrielle Produktion solchen Papiers im späten 19. Jahrhundert mit der Entwicklung synthetischer Farbstoffe. Ein Merkmal dieser Papiere ist, dass die Farben, insbesondere die von synthetischen Farbstoffen, mit der Zeit verblassen können, was sich in einem Vergrauen oder einer Versprödung des Papiers äußert.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Ist jedes farbige Papier Buntpapier?
Nein, im technischen Sinne nicht. Buntpapier zeichnet sich durch eine Oberflächenbehandlung (Färben, Bedrucken, Prägen etc.) aus. Papier, das durch Zugabe von Farbstoffen zur Papiermasse gefärbt wird (wie Tonpapier), nennt man im Fachjargon „farbiges Papier“, es sei denn, es erfährt zusätzlich eine Oberflächenveredelung.

Was ist der Unterschied zwischen Kleisterpapier und Marmorpapier?
Kleisterpapier wird hergestellt, indem Kleisterfarben auf das Papier aufgetragen und oft im feuchten Zustand bearbeitet werden, um Muster zu erzeugen. Marmorpapier entsteht, indem Farben auf die Oberfläche einer Flüssigkeit (Wasser, Schleimgrund) aufgebracht, manipuliert und dann mit dem Papier abgenommen werden.

Wofür wurde Buntpapier früher verwendet?
Früher diente Buntpapier hauptsächlich zum Bekleben und Auskleiden von Gegenständen wie Bucheinbänden, Schachteln, Dosen und Möbeln. Es war ein beliebter Mittel zur Dekoration und zum Schutz von Oberflächen.

Was bedeutet „patroniertes Papier“?
„Patroniertes Papier“ ist eine historische Bezeichnung für schabloniertes Papier, bei dem Muster mithilfe von Schablonen aufgetragen wurden, oft zur zusätzlichen Kolorierung von bedrucktem Papier wie Brokat- oder Dominotier-Papieren.

Warum verblasst Bastelpapier manchmal?
Industriell hergestelltes Bastelpapier, das oft mit synthetischen Farbstoffen gefärbt ist (farbiges Papier), kann zum Verblassen neigen, da diese Farbstoffe lichtempfindlich sein können und mit der Zeit durch Lichteinwirkung abgebaut werden.

Schlusswort

Die Welt des Buntpapiers ist eine Welt der Kreativität, des Handwerks und der Geschichte. Von den alten japanischen Suminagashi-Mustern bis hin zu modernen Siebdrucken zeigt die Vielfalt der Techniken, wie Papier zu einem wahren Kunstwerk werden kann. Ob als wertvoller Bucheinband, dekoratives Element oder Material für unzählige Bastelprojekte – Buntpapier fasziniert durch seine Farben, Muster und Texturen und ist weit mehr als nur „buntes Papier“.

Wenn du mehr spannende Artikel wie „Buntpapier: Mehr als nur farbiges Papier“ entdecken möchtest, schau doch mal in der Kategorie Bürobedarf vorbei!

Go up