16/10/2023
In einer Welt, die sich zunehmend der Bedeutung von Nachhaltigkeit bewusst wird, stehen wir oft vor der Frage: Welche Materialien sind wirklich umweltfreundlicher? Besonders im Fokus stehen dabei Papier und Plastik, zwei allgegenwärtige Stoffe in unserem Alltag und in der Welt der Büroartikel. Intuitiv scheint die Antwort klar: Papier stammt aus nachwachsenden Ressourcen wie Holz, während Plastik aus endlichem Erdöl gewonnen wird. Damit ist die Sache doch eindeutig, oder? Leider ist die Realität weitaus komplexer.

Die simple Gegenüberstellung von Papier und Plastik greift zu kurz. Um eine fundierte Aussage über die Umweltfreundlichkeit treffen zu können, müssen wir eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigen, die über die reine Herkunft der Rohstoffe hinausgehen. Es ist unerlässlich, den gesamten Lebenszyklus eines Produkts zu betrachten – von der Gewinnung der Rohstoffe über die Herstellung, Nutzung und Entsorgung bis hin zur Möglichkeit des Recyclings.
Die komplexe Wahrheit: Papier oder Plastik?
Die Frage, ob Papier oder Plastik besser ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es kommt stark auf den spezifischen Anwendungsfall, die Herkunft der Materialien und die Möglichkeiten der Wiederverwertung an. Betrachten wir die Argumente genauer:
Rohstoffe und Herkunft
Papier wird aus Holzfasern hergestellt. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff – ein klarer Vorteil gegenüber Erdöl, der Basis für die meisten Kunststoffe. Doch hier beginnt die erste Komplexität: Stammt das verwendete Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft? Zertifizierungen wie FSC oder PEFC geben hier eine wichtige Orientierung. Kahlschlag oder Raubbau für die Papierproduktion wären ökologisch verheerend und würden den Vorteil des nachwachsenden Rohstoffs zunichtemachen.
Kunststoffe basieren in der Regel auf Erdöl, einer endlichen Ressource. Die Förderung von Erdöl ist mit erheblichen Umweltauswirkungen verbunden, von der Gefahr von Ölkatastrophen bis hin zu Treibhausgasemissionen. Zwar gibt es Bestrebungen, Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen (Biokunststoffe) herzustellen, diese machen aber bisher nur einen geringen Anteil aus und sind ebenfalls nicht per se unproblematisch.
Herstellungsprozess und Energieverbrauch
Der Herstellungsprozess ist ein weiterer entscheidender Faktor. Die Produktion von Papier ist oft sehr energie- und wasserintensiv. Es werden erhebliche Mengen an Wasser und Energie benötigt, um Holz zu Zellstoff zu verarbeiten und daraus Papier herzustellen. Zudem kommen häufig Chemikalien zum Einsatz, beispielsweise zum Bleichen des Papiers. Nach den uns vorliegenden Informationen benötigen Papierverpackungen im Vergleich zu Kunststoffalternativen bei gleicher Reißfestigkeit deutlich mehr Energie, Wasser und dazu Chemikalien für die Herstellung.
Die Herstellung von Kunststoffen benötigt zwar auch Energie, oft aber weniger Wasser und Chemikalien als die Papierherstellung. Moderne Produktionsverfahren für Kunststoffe sind zunehmend effizienter.
Gewicht und Produktschutz
Ein praktischer Aspekt, der oft übersehen wird, ist das Gewicht und der Produktschutz. Papierverpackungen sind bei gleicher Reißfestigkeit oft bis zu doppelt so schwer wie Kunststoffalternativen. Dies hat Auswirkungen auf den Transport: Ein höheres Gewicht bedeutet einen höheren Treibstoffverbrauch und damit mehr Emissionen beim Transport vom Hersteller zum Verbraucher.
Zudem bieten Kunststoffe oft einen besseren Produktschutz, insbesondere vor Feuchtigkeit und mechanischer Beschädigung. Dies kann dazu beitragen, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, was ebenfalls ein wichtiger Umweltaspekt ist. Papier bietet hier oft nur einen geringen Produktschutz, was bei empfindlichen Waren problematisch sein kann.
Recycling und Wiederverwertung
Die Recyclingfähigkeit ist ein Schlüsselkriterium für die Umweltbilanz. Papier hat ein gutes Recyclingimage, und Altpapier wird in Deutschland zu einem hohen Anteil gesammelt und wiederverwertet. Allerdings kann Papier nicht unendlich oft recycelt werden, da die Fasern bei jedem Prozess kürzer werden. Zudem erschweren Beschichtungen, Klebstoffe oder Vermischungen mit anderen Materialien das Recycling.
Bei Kunststoffen ist die Situation komplexer. Es gibt sehr viele verschiedene Kunststoffarten, und nicht alle sind gut oder wirtschaftlich recycelbar. Mischkunststoffe sind oft schwer zu trennen und landen daher häufig in der thermischen Verwertung (Verbrennung). Glücklicherweise entwickelt sich die Recyclingtechnik für Kunststoffe stetig weiter, und das Angebot an recycelten Kunststoffen wächst. Besonders vielversprechend sind sogenannte Monokunststoffe. Diese bestehen aus nur einer Kunststoffart und lassen sich daher gut sortieren und wiederverwerten.
Eine Biologin, Isabell Kuhl, kommt zu dem Schluss: "Derzeit sind für viele Produkte sogenannte Monokunststoffe die sinnvollste Alternative. Diese können gut recycelt werden, benötigen vergleichsweise wenig Energie und vereinen hervorragende Verpackungseigenschaften." Dies unterstreicht, dass Plastik nicht per se schlecht ist, sondern die Art des Plastiks und die Möglichkeit des Recyclings entscheidend sind.
Plastik vermeiden im Alltag und Büro
Unabhängig von der komplexen Debatte um Papier vs. Plastik gibt es viele Situationen, in denen wir aktiv Plastik (und auch unnötiges Papier) vermeiden können. Dies ist oft der einfachste und effektivste Weg, um unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Hier sind praktische Tipps, inspiriert von den uns vorliegenden Informationen:
1. Auf wiederverwendbare Taschen setzen
Der einfachste Schritt zur Plastikvermeidung beim Einkaufen ist die Nutzung von Mehrwegtaschen. Setzen Sie beim Einkauf auf unverpackte Waren oder auf wenig und umweltverträgliche Verpackung. Obwohl Papier- und Biokunststoffbeutel oft ein gutes Image haben, sind sie für den häufigen Gebrauch keine wirklich umweltfreundliche Alternative, insbesondere wenn man ihre Herstellung und Haltbarkeit betrachtet. Für den Alltag gibt es eine einfache Richtschnur: Nutzen Sie wiederverwendbare, langlebige Verpackungsformen wie die bewährten Stoffbeutel.
Noch praktischer und aus ökologischer Sicht oft besser sind leichte Taschen aus Polyester. Diese lassen sich klein zusammenfalten und passen so immer in Rucksack oder Handtasche. So haben Sie auch bei spontanen Einkäufen immer eine Tasche dabei. Und falls Sie doch einmal eine Einwegtasche nutzen mussten, werfen Sie saubere Taschen nicht gleich weg, sondern verwenden Sie sie mehrfach, bevor Sie sie entsorgen.
2. Dünne Tüten bei loser Ware vermeiden
Die sogenannten „Hemdchentüten“ für loses Obst und Gemüse sind weit verbreitet. Auch Papiertüten sind, wie bereits erwähnt, wegen ihrer aufwändigen Herstellung ökologisch nicht unproblematisch. Oft sind Obst und Gemüse in Supermärkten sogar schon in Plastik und Pappe vorverpackt.

Dabei können Sie es sich eigentlich ganz einfach machen: Viele Obst- und Gemüsesorten können Sie unverpackt kaufen und direkt in Ihren Einkaufswagen oder Korb legen. Als Alternative bieten sich kleine Stoffbeutel mit Zugband an. Diese sind nicht nur für Obst und Gemüse ideal, sondern eignen sich auch für andere trockene Produkte wie Brot, Brötchen oder Getreide. Solche Zugbeutel sind in Bioläden, Unverpackt-Läden und im Internet erhältlich. Wer kreativ ist, kann sie auch einfach selbst aus Stoffresten nähen – online finden sich zahlreiche Anleitungen dazu.
Mit solchen Zugbeuteln sparen Sie übers Jahr sehr viele Tüten ein. Denken Sie nur an die Sonntagsbrötchen: Das sind schnell um die 50 Papiertüten im Jahr, die Sie einsparen könnten.
3. Läden mit unverpackten Waren ausprobieren
Eine ausgezeichnete Möglichkeit, Verpackungsmüll drastisch zu reduzieren, ist der Einkauf in Läden, die auf unverpackte Waren spezialisiert sind. Bioläden, Hofläden oder Wochenmärkte sind oft gute Anlaufstellen. In den sogenannten „Unverpackt-Läden“ ist der Verzicht auf Einwegverpackungen sogar das zentrale Konzept. Sie bieten eine breite Produktpalette lose an, die Sie in Ihre eigenen, mitgebrachten oder dort erhältlichen wiederverwendbaren Behälter abfüllen können.
Das Sortiment ist oft überraschend vielfältig: Getreide, Müsli, Kaffee, Tee, Hülsenfrüchte, Nudeln, Öle, Essig, Gewürze, Süßigkeiten, Nüsse, aber auch Putz- und Waschmittel, Kosmetik und sogar Büromaterialien wie Stifte oder Radiergummis (lose) können hier gefunden werden. Ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass Sie nur genau die Menge kaufen, die Sie wirklich brauchen, was auch Lebensmittelverschwendung reduziert.
Dieses Konzept ist zwar nicht komplett verpackungsfrei (Transportverpackungen für den Laden bleiben), spart aber für den Endverbraucher riesige Mengen an Abfall, insbesondere Plastikmüll. Testen Sie, ob ein verpackungsarmer Einkauf in Ihren Alltag passt. Die größte Umstellung ist, dass Sie die richtigen Mehrweg-Verpackungen schon zu Hause einpacken und mitnehmen müssen. Manchmal erfordert es auch, etwas weitere Wege in Kauf zu nehmen, um einen solchen Laden zu erreichen. Läden in Ihrer Nähe können Sie oft online recherchieren. Sie benötigen keine speziellen, standardisierten Gefäße; Ihre mitgebrachten Mehrwegbehälter werden vor dem Befüllen einfach gewogen.
4. Eigene Verpackung an der Theke mitbringen
Nicht nur in Unverpackt-Läden, sondern auch an Frischetheken im Supermarkt oder beim Bäcker ist es oft möglich, eigene Behälter mitzubringen und befüllen zu lassen. Es ist grundsätzlich erlaubt, eigene Verpackungen in ein Geschäft zu bringen, um sie befüllen zu lassen. Nachfragen lohnt sich also immer! Allerdings dürfen Ladeninhaber:innen dies auch ablehnen, wenn Hygienebedenken bestehen. In solchen Fällen kann es hilfreich sein, ein anderes Geschäft aufzusuchen, das dem Thema Abfallvermeidung offener gegenübersteht.
Die Hygienevorschriften sind streng, und der Bereich hinter der Theke ist eigentlich tabu für fremde Materialien, da mitgebrachte Boxen potenziell verunreinigt sein und Lebensmittel kontaminieren könnten. Der Lebensmittelverband hat in Abstimmung mit der Lebensmittelüberwachung Merkblätter für Geschäfte entwickelt, die regeln, wie mitgebrachte Gefäße hygienisch einwandfrei befüllt werden können.
Inzwischen haben sich mehrere Praktiken etabliert, um diese Hygienebedenken zu umgehen:
- Die Ware (z.B. Brot, Käse, Wurst) wird Ihnen direkt über die Theke gereicht, oft mithilfe von Papier oder einer Zange. Sie verstauen den Einkauf dann selbst in Ihrer mitgebrachten Box.
- Sie stellen Ihre Vorratsbox auf ein sauberes Tablett auf der Kundenseite der Theke. Das Verkaufspersonal nimmt das Tablett und füllt die Ware von der anderen Seite in den Behälter.
- Sie stellen mitgebrachte Behälter auf eine saubere Unterlage (etwa ein Tablett) auf dem Tresen. Der oder die Angestellte nimmt das Tablett und legt die Ware hinter der Theke in den mitgebrachten Behälter. Danach reicht er oder sie das Tablett mit dem gefüllten Behälter wieder zurück.
Auch Ihren Coffee-to-go-Mehrwegbecher können Sie mittlerweile in vielen Cafés und Bäckereien befüllen lassen. Nachfragen lohnt sich – manchmal gibt es für die Nutzung eines eigenen Bechers sogar einen Rabatt.
5. Auf Plastikflaschen verzichten, Leitungswasser trinken
Ein großer Posten im Plastikmüll sind Getränkeflaschen. Dabei ist die einfachste und umweltfreundlichste Alternative oft direkt verfügbar: Leitungswasser. Das Leitungswasser in Deutschland besitzt eine sehr hohe Qualität, da Trinkwasser streng kontrolliert wird. Es punktet zudem mit einem unschlagbar günstigen Preis. Indem Sie Leitungswasser trinken, vermeiden Sie jegliche Verpackung und müssen keine schweren Wasserkisten schleppen.
Entgegen einem weit verbreiteten Glauben hat Mineralwasser aus der Flasche auch nicht automatisch mehr Mineralien als Leitungswasser. Die genauen Werte können Sie auf der Webseite Ihres lokalen Wasserversorgers nachlesen und mit den Angaben auf Ihrem Lieblingsmineralwasser vergleichen. Oft schneidet das regionale Leitungswasser dabei sehr gut ab.
Nachhaltigkeit im Büroalltag
Viele der genannten Prinzipien lassen sich auch auf den Büroalltag übertragen. Obwohl wir uns hier primär mit Bürobedarf beschäftigen, ist die Frage nach Papier und Plastik zentral:
- Papierverbrauch reduzieren: Drucken Sie nur aus, was wirklich nötig ist. Nutzen Sie doppelseitigen Druck. Etablieren Sie digitale Workflows, wo immer möglich.
- Recyceltes Papier nutzen: Wenn Sie drucken müssen, verwenden Sie Papier mit hohem Recyclinganteil. Achten Sie auf Umweltzeichen wie den Blauen Engel.
- Nachfüllbare Stifte: Viele Stifte, insbesondere Kugelschreiber, sind Einwegprodukte aus Plastik. Nutzen Sie Füllfederhalter oder Kugelschreiber mit austauschbaren Minen.
- Verpackungen bei Bürobedarf: Achten Sie beim Kauf von Büroartikeln auf die Verpackung. Gibt es Alternativen mit weniger Plastik oder in recycelbarer Verpackung? Kaufen Sie größere Packungen, um Verpackung pro Stück zu reduzieren.
- Mülltrennung im Büro: Sorgen Sie für eine konsequente Mülltrennung, um Papier und Kunststoffe dem Recycling zuzuführen.
- Leitungswasser für Mitarbeiter: Stellen Sie Wasserspender mit Leitungswasser oder ermöglichen Sie den einfachen Zugang zu Trinkwasser, um den Verbrauch von Wasser in Flaschen zu reduzieren.
Die Umstellung auf nachhaltigere Gewohnheiten erfordert oft ein Umdenken und manchmal auch etwas mehr Aufwand. Doch jeder kleine Schritt zählt und trägt dazu bei, Ressourcen zu schonen und Abfall zu vermeiden. Die Debatte um Papier und Plastik ist komplex, aber die Reduzierung unseres Konsums und die Wahl von wiederverwendbaren oder gut recycelbaren Alternativen sind oft die einfachsten und wirkungsvollsten Maßnahmen.
Häufig gestellte Fragen
Ist Papier wirklich besser als Plastik?
Nicht unbedingt. Papier besteht aus nachwachsendem Holz, Kunststoffe dagegen aus endlichem Erdöl. Das spricht für Papier. Aber man muss unterscheiden: Stammt das Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft? Ist der verwendete Kunststoff recyclebar? Kann das Endprodukt wiederverwertet werden? Wie viel Energie und Wasser verschlingt die Herstellung? Fakt ist: Papierverpackungen sind im Vergleich zu Kunststoffalternativen bei gleicher Reißfestigkeit bis zu doppelt so schwer, bieten nur einen geringen Produktschutz und benötigen für die Herstellung deutlich mehr Energie, Wasser und dazu Chemikalien. Gleichzeitig entwickelt sich die Recyclingtechnik für Kunststoffe weiter, und das Angebot an recycelten Kunststoffen wächst. Für viele Produkte sind Monokunststoffe, die gut recycelt werden können, oft eine sinnvolle Alternative.
Wie kann ich ohne Plastik einkaufen?
Sie können auf wiederverwendbare Taschen (Stoff, leichte Polyestertaschen) setzen, dünne Tüten bei loser Ware vermeiden (eigene Stoffbeutel nutzen), Läden mit unverpackten Waren ausprobieren (Bioläden, Unverpackt-Läden) und an der Theke Ihre eigene Verpackung mitbringen (oft mit hygienischen Umgehungspraktiken möglich). Zudem können Sie auf Plastikflaschen verzichten und stattdessen Leitungswasser trinken.
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